Die Dame mag böse Überraschungen. Und Evelinn Trouble mag Lärm. Die süßen Popmelodien ihres Debüts „Abitrary Act“ sind kaum verklungen, da schickt die 21jährige Zürcherin ein zweites Album an den Start, das die alten Schubladen und Vergleiche per Arschtritt ins Jenseits befördert. Hier der Videoclip zu ‚Warface‘ von Evelinn Trouble
Als Evelinn Trouble vor drei Jahren die Musikszene enterte wurde sie noch in einem Atemzug mit Sophie Hunger und Heidi Happy als Singer/Songwriter – Nachwuchshoffnung gehandelt. Ihr Erstling, in Eigenregie aufgenommen und vertrieben bescherte ihr eine treue Fangemeinde, Kritikerlob und eine Schar von illustren Bewunderern. Eine davon war besagte Sophie Hunger, die Evelinn Trouble kurzerhand als Backingsängerin mit auf Tour nahm.
Doch diese Zeiten sind vorbei. Im Duo mit dem Bassisten Flo Götte hat sich Frau Trouble neu erfunden – indem sie zu ihren Wurzeln zurückgekehrt ist. Zum Rock und Grunge ihrer allerersten Band LORRY, mit der sie durch Bars und besetzte Häuser zog um sich ihre pubertären Leiden vom Leib zu schreien. Und auch zurück zur Wut, zur Disharmonie und zum Protest. Man hat sie die uneheliche Tochter von Patti Smith und Thom Yorke genannt.
Auf ihrem neuen Album zeigt sich, dass der automobilescene.com Vergleich berechtigt ist: „Television Religion“ ist ein Bastard aus Progrock und zornigem Postpunk. Über den stolpernden Beats der Drum-Machine kämpfen giftige Synthiespuren mit Flo Göttes brachialen Bassläufen, auf tanzbare Elektro-Rock Hymnen folgen verführerisch kühle Balladen à la Twin Peaks – und mittendrin steht Evelinn Troubles unverkennbare Stimme und besingt die Widersprüchlichkeiten der humanen Existenz. „Television Religion“ ist ein Befreiungsschlag, strotzend vor Wut und Energie und gleichzeitig sanft und düster. Ein Album wie Starkstrommasten, gebaut aus Krach und Groove. Musik, die man am besten hoch auf einem Berg in voller Lautstärke hört, Musik für die letzten Tage auf dem Planeten Erde, verzweifelt und überschwenglich: „Television Religion“.
Die Gründung des Duo‘s im Sommer 2008 geschah aus einer Notlage heraus. Evelinn Trouble‘s damalige Mitmusiker waren alle nach New York abgehauen und mussten kurzerhand durch eine Vintage-Drum Machine und ein Loopgerät ersetzt werden. Anfangs versuchte man sich an Covers von Hendrix, Björk und den Cold War Kids, doch bald hiess es „Kill your darlings!“ und neues, eigenes Material begann zu entstehen. Es folgten Konzerte auf Festivals und in Jazzclubs, in Kellern und im Hochgebirge, Autofahrten quer durch die Schweiz sowie Zugreisen nach Rom und Paris, wo sie für die Young Gods eröffneten- bis hin zum Höhepunkt vergangenen Frühling am m4music Festival, wo sie von der Presse als grosse Entdeckung bejubelt wurden.