Man weiß nicht genau, ob hier eigentlich jemand beim Lachen weint oder andersrum. Genau da beginnt die Kunst des Martin Gallop. Sein Schmerz ist ein feiner Witz im Walzertakt und der verkappte Humor tritt offen zutage, als er lakonisch raushaut, das seien „Lieder für die Verlassenen und die, die die es gerne wären.“ Da ist es wieder, das gnadenlos entwaffnende Gallopsche Zwinkern!
Hier das Video zu ‚Missing Trains‘ von Martin Gallop
In der Coolness seines Schlafzimmerbaritons hört man Gallops Seelenverwandtschaft zu den Klassikern des Great American Songbooks wie Hoagy Carmichael und Johnny Mercer, in seinem pointierten Erzählen den Schalk eines Randy Newman. Gallop schafft es, traumwandlerisch leicht, Intimität herzustellen. Sobald wir play drücken, sitzt er bei uns im Zimmer, singt, zupft leise die Gitarre, die Mundharmonika macht den Abendwind, das Honky-Tonk-Klavier kichert, Bass und Schlagzeug rollen untergehakt los. Traumbilder aus längst vergangener Zeit, Züge, Schiffe, Liebschaften, oldfriends und old fools ziehen vorbei … “ Martin Gallop hat mit „Most Beautiful Song“ ein großes kleines Album hingelegt. Alles was ihr wissen müsst steckt in den Songs!“
Martin sagt von sich selbst er sei „just a guy, der im Weinberg der Musik ackert…“. Geboren und aufgewachsen im Süden Kanadas, fängt Martin als Teenager an, Songs zu schreiben. Mit 18 erste Auftritte, Touren durch Kanada und die USA.
Der Zufall, nein die Liebe, führt ihn 1983 nach Deutschland. Dort probiert er alle möglichen Jobs aus und beginnt, als keiner davon passt, O-Ton Gallop, „die deutsche Musikszene zu infiltrieren“. Er macht sich als Songschreiber, Musiker und Produzent einen Namen und arbeitet mit Künstlern wie Udo Lindenberg, Till Brönner und Annett Louisan zusammen.
Sein erstes Soloalbum „How Much Is The World“ lebt noch von kalifornisch klingendem Uptempo- Poprock. Aber auf seiner zweiten, 2006 bei der EMI erschienen Platte „Strange Place Called Home“ scheint die Sonne nur noch durch Milchglas. Martin Gallop hat seinen Sound gefunden. Hautnah, etwas dunkel, verwaschen, rumpelig und weit wie seine Heimat. Zum ersten Mal hat er nun die Möglichkeit diese Songs auf Tour einem größerem Publikum vorzustellen, welches er stets baff zurücklässt ob seines Charmes und seines offensichtlich großen Talents für berührende Miniaturen in Moll.
Es braucht drei Jahre, eine verlorene Liebe und ein leeres weißes Zimmer mit Klavier, damit Martin Gallop die Arbeit an einem neuen Album beginnt. Es geht um den offen herausgesungenen, wie den unterdrückten Schmerz, das Vermissen im Zurückschauen und auch das Bereuen.