“Ich dachte, ich hätte meine Lektion mit meiner letzten Platte gelernt. Eine ziemlich gewaltige Lektion. Dass das, was mir am wichtigsten ist, meine Wurzeln, meine Familie, meine Heimat sind und schließlich ‘mich selbst zu kennen’.”
Hier das Video mit der Story zu ‚We Go Home‘ dem fünften Soloalbum von Adam Cohen
Vor drei Jahren und mit drei Alben in seinem Portefeuille, seit er 1998 sein titelloses Debüt veröffentlicht hatte, entschied Adam Cohen, dass er vom Musikbusiness genug hatte. Dann ließ er sich glücklicherweise doch noch dazu überreden, ein letztes Album aufzunehmen. Und das sollte sich als seine bislang bestes und bestverkauftes erweisen. “Like A Man” (2011) war ein Meisterwerk von eleganter, intimer Schönheit. Seine Songs, zu denen er selbst auf einer Nylonsaiten-Gitarre spielte, offenbarten nicht nur die tiefe Verbundenheit zu einem seiner größten musikalischen Einflüsse, seinem Vater Leonard Cohen, sondern wirkten wie eine zutiefst persönliche Konversation mit ihm.
Laut der britischen Musikzeitschrift Mojo war es ein Album, auf dem sich Adam Cohen an “eine ruhige Annäherung an seine DNA machte”. Es war auch, um es in die Worte von Leonard Cohen zu kleiden, ein Album mit “Weltklasse-Liebesliedern”.
Als er zwischen den Konzerten eine etwas längere Pause einlegen konnte, ging Adam Cohen ins Studio und nahm ein neues Album auf. Doch die Aufnahmen landeten in der “Mülltonne”, weil sie ihm nicht ehrlich genug schienen. “Mir wurde bewusst, dass ich dringend Maßnahmen ergreifen musste, wenn ich meine Ehrlichkeit wahren und mich gleichzeitig von der Angst befreien wollte, die mich bei dem Gedanken ergriff, dass ich einen würdigen Nachfolger für meine einzige erfolgreiche Platte aufnehmen musste. Es war ein geradezu surreales Erlebnis gewesen, mit dem Programm von ‘Like A Man’ zu touren. Jetzt brauchte ich etwas Realeres, Irdischeres, Bodenständigeres.”
Genau diese Anforderungen erfüllt Adam Cohen mit den Songs seines fünften Soloalbums “We Go Home”, das in jeglicher Hinsicht das Prädikat “selbstgemacht” verdient. Er nahm die Stücke an einem Ort auf, der ihm so vertraut ist wie sein eigener Name. Denn als Adam mit seiner Band durch Europa tourte, beschloss er, sich in dem kleinen weißen Häuschen auf der griechischen Insel Hydra einzunisten, in dem er einen Großteil seiner Kindheit verbracht hatte. “Der Gedanke, ein Album in trauter häuslicher Atmosphäre – barfüßig, manchmal mit nichts anderem als einer Schwimmhose oder einem Bademantel bekleidet – mit den Musikern meiner Tournee-Band, die für mich zu so etwas wie einer Familie geworden waren, und behelfsmäßigem Equipment aufzunehmen, bot mir sofort einen Hoffnungsschimmer, den mir kein professionelles Studio der Welt, kein noch so guter Sessionmusiker und auch nicht das teuerste Equipment hätte geben können.” Weitere Aufnahmen machte Adam danach in seiner Geburtstadt Montreál in dem Haus, in dem er seine ersten Lebensjahre verbracht hatte. “Mir war schon klar, dass ich mich zu einem leichten Ziel machte, indem ich mein Album dort aufnahm, wo Leonard Cohen zuhause ist. Aber ich bin dort eben auch zuhause. Das sind die Wände, die mich aufwachsen sahen und in die ich zurückkehren musste. Mein Muse ist mein Zuhause.”
Mit einigen der Songs von “We Go Home” setzte Adam Cohen die Konversationen fort, die er auf “Like A Man” begonnen hatte. “Ich möchte die Songs eigentlich für sich selbst sprechen lassen”, meinte er. “Aber ich kann verraten kann, dass die Lieder dieses Albums überwiegend Unterhaltungen wiedergeben, die ich entweder mit meinem alten Herren hatte oder mit meinem kleinen Sohn (dem siebenjährigen Cassius) zu führen gedenke. Manchmal führe ich hier aber auch schlicht Selbstgespräche. Und es gibt natürlich auch wieder ein paar Liebeslieder.” Was sich geändert hat, ist der Ton. Das Album klingt satter, voller und abwechslungsreicher. Adam gelingt es, aus seiner dreiköpfigen Band und dem ebenfalls dreiköpfigen Streicherensemble, das die Band auf ihrer Tour begleitete, das Maximum herauszukitzeln. Zwar greift Cohen auch diesmal wieder zur Nylonsaiten-Gitarre, aber er spielt bei einigen Nummern – so wie im zärtlichen und doch selbstironischen Titelstück, das den großen Einfluss von Randy Newman verrät – auch Klavier. “Auf meinem letzten Album ging es mir darum, mich endlich zu einer gewissen Tradition zu bekennen und meine eigene Stimme im Rahmen dieser Tradition zu finden”, erklärt Adam Cohen. “Auf meinem neuen Album ging es mir nun darum, diese Stimme zu erheben.”
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