Markus Siebert mit Gefühl und Lebenslust gegen nächtliche Schatten

Durch den Auftaktsong musst du erstmal durch. Der ist so weit weg vom sonnigen Wohlgefühl, wie das nur sein kann. „Das Leben geht weiter“, singt Markus Siebert da. Klingt nach einer Plattitüde. Aber nicht wenn Siebert singt. Denn da hörst du dunklen, verzweifelten Schmerz. Etwas ist offenbar verdammt heftig daneben gegangen. Und der Sänger weiß ganz genau, dass danach eben nichts einfach so weiter geht, weil die Gewissheit bleibt, nur knapp davon gekommen zu sein. So peitscht er sich selber vorwärts: Weiter! Das kongeniale Video dazu verstärkt noch den alptraumhaften nachtschwarzen Gestus des Songs.
Hier das Video zum Titelsong ‚Weiter‘ von Markus Siebert

Der Song hat nicht von ungefähr dem Album seinen Titel gegeben. Aber nicht weil sich Markus Siebert als neuer Schmerzensmann des Deutschrock bewerben will. Sondern weil er im Gegenteil über den Schrecken hinweg kommt. Es geht weiter, weil er das Leben annimmt. Wenn eine durch seinen Panzer dringt zum Beispiel, das Herz wieder spüren lässt. Es geht weiter mit der dussligen Trunkenheit im neuen Verliebtsein. „Du Bist Mehr“ singt Siebert und du hörst das Erstaunen in der Stimme, weil einer endlich kapiert, dass der Mensch neben ihm das Beste ist, was ihm widerfahren konnte.

Markus Siebert findet klare Worte, sucht nicht nach den oberschlauen Metaphern, sondern singt offen von sich, seinen Gefühlen. Er bevorzugt die Ich-Erzählerperspektive. Wer da über „Mädchen-Musik“ spottet, sitzt dem Missverständnis auf, dass nur Frauen über Freude und Schmerz reden können, während echte Kerls lieber die coole Clint-Eastwood-Kopie mimen. Um solche Klischees schert sich Siebert offenbar keinen Moment lang. Wenn er liebt, dann lässt er jeden Überschwang zu. Wenn er jemand vermisst, gesteht er’s ohne Umschweife, wütet geradezu in Moll-getränktem Power Rock. Und um ein weiteres Missverständnis zu vermeiden: Nicht jede Episode hat der Sänger genau so selber erlebt. Die künstlerische Freiheit nimmt er sich schon, auch in Rollen zu schlüpfen.

Auf einige kleine Veröffentlichungen folgte mit „Beweg Dich“ die erste größere Produktion. Seither sind fünf Jahre ins Land gegangen. Jahre voller Konzerte, voller Erfahrungen. Die haben auch dazu geführt, dass Markus Siebert stärker in seiner Musik ruht als je zuvor. Liefen bei „Beweg Dich“ zuweilen Sänger und Rockband noch gegeneinander, so liegt die Betonung nun deutlich beim Singer-Songwriter in geschmeidiger Pop-Einbettung.

Sieberts angerauter Gesang spielt stets die wichtigste Rolle, die rockige Instrumentierung stützt ihn. Ob das nun poppiger Rock oder rockiger Pop genannt werden soll, ob Britpop oder Deutschrock anklingt oder ein Ami- Vorbild, mögen die Schubladenverwalter entscheiden. Jedenfalls gelingt es dem Sänger und Songschreiber, mit passenden musikalischen Akzenten Filme im Kopf ablaufen zu lassen. So glänzt die nächtliche Straße nach dem Abschied, leuchtet das Viertel beim ersten Treffen, klirrt Glas, strahlt die Sonne.

Auf „weiter!“ präsentiert sich ein gereifter Sänger mit eindringlicher Stimme und ein warmherziger, bodenständiger Geschichtenerzähler. Einer der das Leben euphorisch feiert, das Lieben besonders, gerade weil das Eis immer brüchig ist, auf dem wir tanzen. Auch wenn nichts einfach so weiter geht – Markus Siebert geht weiter!
www.markussiebert.de

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